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Technik-Texte

Technik-Texte

Eine Sammlung wichtiger Texte für den Trabantschrauber. Weitere Texte können gerne auch mit Quellenangabe an uns gesendet werden. Nach gründlicher Prüfung erfolgt gegebenenfalls die Veröffentlichung. Für eine Kontaktaufnahme bitten wir die Informationen im Impressum zu nutzen.

Sachsenring-Informationen zum Abschmieren

2006-12-05 14:44:33 Geändert: 2014-08-12 16:28:50 (6) (Gelesen: 21004)

Im Heft 4/83 wurden umfassende Hinweise im besonderen zur richtigen Abschmiermenge gegeben. Eine Reihe von Kundenanfragen sowie Feststellungen unserer Versuchsabteilung und der über 900 Vertragswerkstätten veranlassten uns zu ergänzenden Informationen über die im Handel angebotenen und verwendeten Schmierfette.

Sachsenring-Information

Abschmieren - womit?

Kalziumkomplexfett SWC 423

Dieses Fett wird vom VEB Sachsenring für das Abschmieren aller 9 Schmierköpfe, der Gleitsteine sowie für die Füllung der Radlager 6206 vorgeschrieben. SWC 423 hat folgende Eigenschaften:

  • hochhaftfähig,
  • extrem wasserbeständig bis 90°C,
  • Tropfpunkt 160°C,
  • Einsatzbereich -30° bis +120°C.

Von besonderem Vorteil ist bei SWC 423 die Hochhaftfähigkeit sowie die extreme Wasserbeständigkeit. Beide Eigenschaften sind für den Einsatz an den Federgabeln, Lenkerlagern, an den Radlagern und auch bei den Gelenkwellen besonders wichtig. Es erscheint uns deshalb als nowendig, daß der VEB Minol das Angebot an SWC 423 vergrößert und stabilisiert. Das gilt auch für Kleingebinde und Fettpatronen, die sich in Verbindung mit der im Fachhandel angebotenen Handhebelpresse sehr gut bewährt haben.

Wälzlagerfett SWA 532

Bei diesem Fett (früher Ceritol + K 3) handelt es sich um ein Universalfett mit folgenden Eigenschaften:

  • wasserbeständig bis 50°C,
  • Tropfpunkt 150°C,
  • Einsatzbereich -30° bis +120°C.

Außerdem müssen die Bauteile, bei denen SWA 532 eingesetzt wird, eine gute Abdichtung aufweisen. Gegenüber SWC 423 ist weiter festzustellen, daß die Wasserbeständigkeit schlechter abschneidet. Wegen der ungünstigeren Haftung bleibt das Fett nicht an den Gelenken der Radantriebe, sondern wird durch die Zentrifugalkraft in die Falten der Gelenkmanschetten geschleudert. Befindet sich noch dazu verhältnismäßig wenig Fett in der Manschette, so läuft das Gelenk trocken. Dabei können unter Umständen Querschwingungen bzw. ein Lenkradrütteln im Fahrbetrieb auftreten.

Getriebefett SGA 600

Dieses Fett ist auch unter der Bezeichnung "Ambroleum" bekannt und wurde beim F 8/P 70 als Getriebeschmiermittel verwendet. Es hat folgende Eigenschaften:

  • lang ziehendes weiches Fließfett,
  • keine Wasserbeständigkeit,
  • Tropfpunkt 90°C,
  • Einsatzbereich -20° bis +80°C.

Vorteilhaft erscheint die Tatsache, dass es sich um ein "lang ziehendes" Fett handelt, das sich im Prinzip für das Abschmieren der Gelenke des Radantriebes usw. anbietet. Da das SGA 600 aber keine Wasserbeständigkeit aufweist, müssten damit geschmierte Bauteile bzw. Aggregate vor Feuchtigkeitseinwirkung geschützt werden. Mit Wassereinwirkung muss jedoch besonders im Winterhalbjahr gerechnet werden. Deshalb wird das Fett für den Trabant nicht empfohlen.

Öle zum Abschmieren?

Es gibt eine Reihe von Trabant-Fahrern, die ihr Fahrzeug selbst pflegen und für das Abschmieren, speziell der Federgabeln und Lenkerlager (insgesamt 4 Kugelschmierköpfe), vorwiegend im Winterhalbjahr Getriebeöle verwenden, z. B. GL 125/240 bzw. Motorenöle M 70/95. Dabei verkürzen sie allerdings die Schmierintervalle wesentlich! Eine generelle Erhöhung der Lebensdauer im Vergleich zur vorgeschriebenen Abschmierung mit SWC 423 ist damit nicht zu erreichen. Deshalb orientieren wir in Auswertung all dieser Erkenntnisse auf die Anwendung des Kalziumkomplexfettes SWC 423.

Abschmierintervalle

Das Werk Sachsenring hat bereits vor längerer Zeit die Festlegung getroffen, dass bei normaler Nutzung nach jeweils 5000km bzw. zweimal jährlich (vor und nach dem Winterhalbjahr) abzuschmieren ist. Bei einer hohen Belastung, wie z. B. bei schlechten Wegeverhältnissen oder bei laufendem Einsatz im Winterhalbjahr, empfiehlt es sich, die Wartungsintervalle besonders für die Schmierstellen Federgabel - Gelenkbolzen zu verringern.

Erfahrungen aus der Praxis

Für alle, die selbst abschmieren, möchten wir noch auf folgende wichtige Punkte aufmerksam machen:

  • Beim Abschmieren ist das Fahrzeug bzw. der Radantrieb zu entlasten, damit das alte Schmiermittel besser austreten kann.
  • Die Funktion, also die Durchlässigkeit der Kugelschmierköpfe ist zu prüfen, sonst nutzt das beste Schmierfett nichts.
  • Federgabeln und Lenkerlager sind dann genügend abgeschmiert, wenn das neue Fett aus der oberen Abdichtung (Wurmfeder) der Schmierstellenbereiche austritt.
  • Nach dem Abschmieren ist der Festsitz der Gummikappen an der Federgabel und am unteren Lenkerlager zu prüfen bzw. wiederherzustellen.
  • Die ringförmige Zugfeder (Wurmfeder), die in Verbindung mit der Ringmanschette mit dem V-Profil den Lagerspalt an der Federgabel abdichtet, muss vorhanden und ordnungsgemäß montiert sein. Sie sollte mit Fett, Öl oder Graphitlösung benetzt werden, um der Korrosion vorzubeugen.

In der Versuchsabteilung und durch die TKO des Werkes Sachsenring werden ständig Fahrzeuge geprüft und hart erprobt, die wahllos aus der Serie entnommen wurden. Dabei werden natürlich die Festlegungen zum Durchsichtsumfang exakt eingehalten. Wir stellen dabei immer wieder fest, dass trotz harter Belastung die Lebensdauerwerte außerordentlich hoch liegen. Wenn trotzdem in der Praxis zum Teil wesentlich niedrigere Lebensdauerwerte erreicht werden, so liegt das daran, dass die Wartungsvorschriften und die Durchsichts- bzw. Reparaturtechnologien nicht beachtet und ausgeführt werden. Schuld daran sind in vielen Fällen auch die Kunden selbst, die erst dann zu einer Vertragswerkstatt gehen, wenn das Fahrzeug bereits schadhaft geworden ist. Leider ist der gegenwärtige Trend auf diesem Gebiet nicht zufrieden stellend. Auch deshalb hielten wir es für erforderlich, auf das für die vorbeugende Instandhaltung sehr wichtige Abschmieren das Trabant 601 ausführlich hinzuweisen.

VEB Sachsenring,
Abteilung Kundendienst
Aus DDS 2/1984

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